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Fachwerkhaus erwacht aus Dornröschenschlaf
500 Jahre altes Gebäude von Grund auf saniert und innen gedämmt
Das stattliche Fachwerkhaus, erbaut 1548, hat viel erlebt: Es ist eines der wenigen Gebäude im unterfränkischen Sulzthal (Landkreis Bad Kissingen), das die großen Brände 1553 und 1664 überstanden hat. Überschwemmungen, Plünderungen, Pestwellen: Das Gemäuer könnte viel erzählen. Erst die vergangenen 50 Jahre hätten es beinahe ins Wanken gebracht. Denn das Haus stand leer, Feuchtigkeit drang ein – über das massiv gemauerte Erdgeschoss zog sie immer weiter nach oben.
Die Eigentürmer Susanne und Willi Diez stürzten sich in das Abenteuer, das denkmalgeschützte Haus, gerade noch rechtzeitig aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Die Zeit schien dort wirklich stehengeblieben zu sein, erinnert sich Kerstin Scheller, Projektleiterin bei Gerber Architekten aus Werneck: „Die Bäder stammten noch aus den 60er-Jahren, die Wohnräume atmeten den Charme der 70er.“ Da blieb nur, das Haus mit insgesamt knapp 250 Quadratmetern, einem Gewölbekeller, zwei Wohnetagen und Dachgeschoss komplett zu sanieren.
Um die Fassade mit ihrer typischen Fachwerk-Optik von außen unangetastet zu lassen, entschieden sich die Bauherren für das Innendämmsystem UdiIN RECO. Das Material, das zu 100 Prozent aus Holzfasern besteht, passt als natürliches Produkt zu der mit Lehm verfüllten Fachwerk-Konstruktion. Zudem schmiegen sich die biegsamen Matten regelrecht an die Wand an. „Das ist gerade bei historischen Gebäuden ein entscheidender Aspekt, weil die Wände oft sehr uneben sind“, erläutert Anka Unger, Geschäftsführerin von UdiDämmsysteme.
In Sulzthal wurden die Wohnräume im Erd- und Obergeschoss, insgesamt 160 Quadratmeter, mit Dämmmatten einer Stärke von zehn Zentimetern ausgekleidet. Im Detail kein einfaches Unterfangen: „Da waren jede Menge Schraubpunkte nötig“, so die Projektleiterin. Doch es hat sich gelohnt: Die Wärmeleitfähigkeit der Mauern beträgt jetzt günstige 0,045 Watt pro Meter mal Kelvin (W/mK).
Nach drei Jahren Sanierung sind Susanne und Willi Diez im März 2020 in ihr neues Domizil eingezogen. „Jetzt ist die Hauptstraße von Sulzthal um einen Blickfang reicher“, ist sich die Architektin Kerstin Scheller sicher. Auch das Innere hält, was das Äußere verspricht: Denn die Dämmung sorgt nicht nur im Winter für Behaglichkeit, sondern hält die Räume auch im Sommer angenehm kühl.
Jetzt ist wieder nachvollziehbar, dass das stattliche Gebäude früher vermutlich dem Schultheiß des Ortes gehörte. Dafür spricht auch der Anbau aus hellem Sandstein, der als Lager für Naturalabgaben gedient haben könnte. Schließlich hatten die Einwohner einst beim Schultheiß, also dem Beamten, der die „Schuld heischt“, den Zehnt des Erwirtschafteten als Steuer zu entrichten.